Am 17. Januar 1937 trat der aus Erbach im Odenwald stammende evangelische Pfarrer Karl Philipp Schwöbel, Mitglied der Bekennenden Kirche und Religionslehrer, sein Amt in Dieburg an. Wegen seiner Mitgliedschaft in der Bekennenden Kirche hatte er viele Anfeindungen zu erdulden. Mehrfach durchsuchte die Gestapo das Pfarrhaus, und der Pfarrer musste stets mit Verhaftung rechnen. Um seine Gemeinde nicht zu gefährden, hörte er 1937 auf, die Pfarrchronik zu führen. Als er 1938 Gefängnisseelsorger in Dieburg werden sollte, lehnte ihn die NSDAP als politisch unzuverlässig ab.
Als er am 5. Januar 1939 bei der Beerdigung eines Trägers des Ehrenzeichens der Hitlerjugend und Parteigenossen weder die Hakenkreuzfahne grüßte, noch in seiner Predigt tröstende Worte für den Tod des jungen Mannes fand, der sich vor einen Zug geworfen hatte, sondern den herrschenden Zeitgeist für den Selbstmord verantwortlich machte, wurde dies insbesondere auch von Lehrern des Dieburger Gymnasiums als Angriff auf die nationalsozialistische Weltanschauung ausgelegt und er am 7.1. als Religionslehrer beurlaubt. Drei Wochen später entzog ihm die hessische Landesregierung die Genehmigung zur Erteilung des Religionsunterrichtes am Gymnasium.
Diesen Vorgängen werden sich Schüler von der 10. Gymnasialklasse der Goetheschule Dieburg mit einem Projekt nach den Sommerferien 2018 widmen und dabei insbesondere das Thema „Widerstand im Kleinen“ hervorheben. Durch eine Ausstellung, in der Schriftstücke und Fotos gezeigt werden, sollen die Geschehnisse in der Goetheschule präsentiert werden. Aber auch künstlerisch werden sich die Schüler der Problematik annehmen und „Widerstand im Kleinen“ in die heutige Zeit transponieren. Mit neuen Medien, wie Klang- oder Videoinstallationen, werden sie kreativ und kritisch arbeiten, um zu lernen, wie man durchaus auch heute „Widerstand im Kleinen“ praktizieren kann. Diana Barbosa vom Netzwerk Bahnhof Langstadt e. V. wird als Kuratorin das Projekt künstlerisch begleiten.